Wohngruppe Ahaus

Aufnahmealter: ab 6 Jahren
Platzzahl: 9 Plätze
Mitarbeiter*innen: 6
Betreuungszeiten: ständige pädagogische Präsenz
Gesetzliche Grundlage: §§ 27, 34, 37, 36, 41 SBG VIII
Finanzierung: Vereinbartes Leistungsentgelt


Pädagogischer Ansatz

Die Wohngruppe Ahaus ist ein vollstationäres Angebot der Ev. Jugendhilfe Münsterland.

Der pädagogische Fokus liegt auf einer erlebnispädagogischen Freizeitgestaltung sowie auf erziehungspartnerschaftlicher Elternarbeit. Den Kindern und Jugendlichen bietet die Wohngruppe ein sicheres, strukturiertes und verlässliches Zuhause zur individuellen Entwicklung.

Durch eine ressourcenorientierte Pädagogik sowie einer bedarfsgerechten Elternarbeit sollen die Kinder und Jugendlichen in ihrer individuellen Entwicklung gefördert und gestärkt werden. Die Wohngruppe Ahaus versteht sich als Lebensort für eine langfristige Unterbringung mit der Möglichkeit eines Verselbstständigungs-Training.

Gleichermaßen bietet sie einen Ort für intensivere Betreuungsmöglichkeiten durch eine individuelle Elternarbeit und z. B. ausgeweitete erlebnispädagogische Angebote.

Der Fokus der pädagogischen Arbeit liegt auf der Entwicklung einer langfristigen Lebensperspektive im Rahmen der Unterbringung, einer Rückführung in das Herkunftssystem oder der Ermöglichung von Verselbstständigung.

Während der Unterbringung soll ein Erlernen von selbstwirksamem, verantwortungsvollem Handeln forciert werden. Eine Hinführung und Begleitung zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung wird angestrebt.

Dabei werden die Kinder und Jugendlichen durch eine strukturierte und zielführende Unterstützung von Seiten der Pädagogen dahingehend betreut, dass mit der Zeit eine zunehmende Selbstständigkeit und Stabilität für die eigene Lebensführung entsteht. Die Identifizierung und Bearbeitung von Problemlagen auf der einen sowie von Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten auf der anderen Seite stehen dabei im Vordergrund.


Zielgruppe

Unser Wohnangebot richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in ihrem gewohnten Familienkontext leben können, aber weiterhin in Beziehung zu ihrer Herkunftsfamilie bleiben sollen. Die Wohngruppe ist auch geeignet für Kinder und Jugendliche, die ein verstärktes Maß an engerer Betreuung, vor allem in der Ausgestaltung von Freizeit sowie Bewegung, benötigen.

Das pädagogische Angebot der Wohngruppe Ahaus richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 6-18 Jahren sowie deren Eltern und/oder Familien, die aufgrund individueller Problemlagen einer erhöhten pädagogischen Betreuung und Arbeit bedürfen und/oder in einem vollstationären Setting untergebracht werden sollen. Eine eigene Motivation der Kinder und Jugendlichen, in der Wohngruppe zu leben, dient als Grundvoraussetzung.


Rundgang durch die Wohngruppe


Unsere Herangehensweise

Partizipation = Mitsprache

Wie in allen Angeboten der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland steht auch in der Wohngruppe Ahaus das Zusammenleben an vorderster Stelle. Partizipation ist dabei die Grundlage der Erziehung zur Selbstständigkeit und Selbstverantwortung. Sie macht es erforderlich, dass die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Eltern an den Entscheidungen beteiligt werden.

Folglich erstreckt sich die Partizipation als individuelles Recht zur Beteiligung und Übernahme zur Mitverantwortung auf alle Bereiche der Alltagsgestaltung.

Dies betrifft vor allem:

  • die Möglichkeit zur Mitgestaltung des eigenen Zimmers
  • ein wöchentliches Zusammensetzen der Kinder und Jugendlichen untereinander, bei dem der Betreuer als Unterstützung/Begleitung genutzt werden kann (Gruppenabend)
  • die regelmäßige selbstständige Vorbereitung, Durchführung und Reflexion von Freizeitaktivitäten, einzelnen Veranstaltungen und Ferienfreizeiten
  • die Möglichkeit zur Äußerung von Beschwerden und/oder Anregungen durch wöchentliche Gruppenabende, Einzelgespräche, einem Mitteilungskasten und einem offiziellen Beschwerde-Verfahren
  • im Rahmen der Hilfeplanvorlage werden die Wünsche, Ideen und Anregungen der Kinder und Jugendlichen aktiv besprochen
  • Möglichkeit zur gemeinsamen Entscheidung zwischen Eltern, Kindern und Betreuern zur Gestaltung gemeinsamer Freizeitaktivitäten und/oder Besuchskontakten

Familienarbeit

Eltern bleiben Eltern! Um ergänzende und unterstützende Pfeiler einer kindgerechten Betreuung zu sein, legt die Wohngruppe Ahaus daher einen erhöhten Fokus auf Elternarbeit.
Erziehungspartnerschaftliche Elternarbeit bedeutet, sowohl Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Unterbringung eine professionelle Hilfe zu geben, als auch den Herkunftsfamilien. Ein objektives Annehmen der Eltern ist daher selbstverständlich.
In Beziehungen investierte Zeit ist für alle Beteiligten notwendig. Folglich sollen Eltern an allen wichtigen Ereignissen wie dem Eltern-Kind-Wandern, Jahresfest, Geburtstagen oder Schulabschlussfeiern der Kinder und Jugendlichen beteiligt sein. Dies stärkt die gemeinsame Beziehung und festigt sie. Die Ziele für Eltern, Kind und Betreuer, werden vorab gemeinsam festgelegt und anschließend durch das Jugendamt im Hilfeplanverfahren festgehalten.

Neben den wöchentlichen Telefonkontakten werden auch die monatlichen Besuchskontakte mit den Eltern vor- und nachbesprochen, um die von uns favorisierte Beziehungs-Triade (Eltern, Kinder und Pädagogen) aufrechtzuerhalten.

Grundsätzlich bietet die Wohngruppe den Kindern und Jugendlichen einen Ort, an dem sie groß werden können, wobei wir durch die Unterbringung eine Rückführung in die Herkunftsfamilie nicht ausschließen wollen. Ein Rückführungsprozess in die Herkunftsfamilie kann nur gelingen, wenn eine intensivere Begleitung stattfindet. Diese muss über den Regelsatz hinaus individuell vereinbart werden. Alle weiteren Unterstützungsmöglichkeiten, die einen höheren Mehraufwand benötigen, erfolgen durch eine individuelle Absprache zwischen dem Jugendamt und der Wohngruppe.

Freizeitpädagogik

Beziehungsgestaltung wird vor allem durch das gemeinsame Erleben mitbestimmt. Daher liegt der pädagogische Fokus auch auf intensivierter Alltagsarbeit sowie regelmäßigen und wiederkehrenden Freizeitangeboten. Monatlich werden Tagesausflüge für die gesamte Gruppe geplant und durchgeführt, die sich positiv auf die Entwicklung einer stabilen, vertrauensvollen und lebhaften Gruppendynamik auswirken. Das festigt die Beziehung nachhaltig.

Hierbei stehen erlebnispädagogische Aktionen im Fokus unserer wöchentlichen sowie monatlichen Planung, z.B. in Form von Sport-, Musik- und Kreativangeboten. Diese Aktionen finden regelmäßig im Nachmittagsbereich statt, je nach Gruppenkonstellation sowie individueller Interessenslage. Dadurch wird nicht nur ein abwechslungsreicher Alltag geboten, sondern auch die individuelle Entwicklung auf physischer und psychischer Ebene gefördert.
Die freizeitpädagogischen Angebote dienen nicht nur als Verstärker von individuellen Ressourcen, sondern auch als Hemmer von Stressfaktoren. Hinzu kommt eine Begleitung der Kinder und Jugendlichen im Rahmen ihrer persönlichen Freizeitgestaltung, zum Beispiel zum Training im Verein etc.
Einmal im Jahr fahren die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit den Betreuern auf eine Ferienfreizeit, diese soll stets einen erlebnispädagogischen Schwerpunkt beinhalten. Hierdurch wird die Stärkung des Gruppengefühls und die Beziehungsarbeit unter den Kindern und Jugendlichen sowie zu den Pädagogen gefördert.

Erlebnispädagogik

Ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit innerhalb der Wohngruppe ist der naturnahe und erlebnispädagogisch orientierte Ansatz. Hierdurch sollen die in der Wohngruppe lebenden Kinder und Jugendlichen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, die sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu bewegen, ihre Lebenswelt eigenverantwortlich zu gestalten.
Die Elemente Natur, Erlebnis und Gemeinschaft sind für die Wohngruppe in der praktischen Umsetzung eben so wichtig wie die Reflexion der pädagogischen Prozesse. Durch diese Kombination soll ein Transfer der Erfahrungen in den Alltag und in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen sichergestellt werden.
Mit den erlebnispädagogischen Angeboten wird ein Raum für neue und positive Lernerfahrungen geschaffen. Es geht dabei nicht um „schneller, höher, weiter“, vielmehr um das Bewältigen von Situationen und um die Erfahrung, gemeinsam etwas zu erreichen.

Dies leistet einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung von:

  • Kommunikationsfähigkeit
  • Selbstbewusstsein
  • selbstbestimmtem Handeln
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Belastungs- und Stresstoleranz
  • der Fähigkeit, Probleme zu analysieren, zu lösen und Entscheidungen zu treffen

Für die Umsetzung im Gruppenalltag bedeutet dies, dass wir einmal im Monat eine ganztägige erlebnispädagogische Aktion anbieten, an der die ganze Gruppe teilnimmt, z.B.

  • Mountainbiking
  • Slackline (Gleichgewichts- und Meditative Spiele)
  • (mehrtägige) Wanderungen und
  • Fahrradtouren
  • Kanu-Touren
  • Angel-Touren
  • und vieles mehr

Musikpädagogische Arbeit

Durch Musik orientierte Angebote im Alltag soll u.a. die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen gefördert werden. So haben die Kinder und Jugendlichen die Chance, sich kleinschrittig, ihren Möglichkeiten entsprechend, mit verschieden Instrumenten (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Keyboard, Gesang etc.) vertraut zu machen. In einem eigens dafür zur Verfügung stehenden Raum werden sie von pädagogischen Fachkräften begleitet und individuell gefördert.

Entsprechend der musikalischen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen wird ihnen situativ im Gruppenalltag auch das Angebot gegeben, gemeinsam als Band zu musizieren. Das gemeinsame Musizieren soll den Gruppenzusammenhalt stärken. Zudem können Erfolgserlebnisse, Anerkennung und Lob dazu beitragen, das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen zu fördern.

Das musikalische Schaffen mit oder auch ohne Instrumente soll allen die Chance geben, sich auf neue Weise selbst zu erfahren. Das Musizieren bietet den Kindern und Jugendlichen ein Ventil, sich auf individuelle Art und Weise auszudrücken. Dabei hilft die Musik, Frust abzubauen oder vorherrschende Konflikte und Probleme für einen Moment bei Seite zu schieben. Dies soll bei der Bewältigung lebensalltäglicher Konflikte unterstützen.


Region: Borken

Angebot: Regelwohngruppen


Zukunft gelingt gemeinsam