2. November 2023
Fachtag zum Thema Schulabsentismus – eine Einladung zum Austausch
„Angedockt statt abgehängt!“ Unter diesem Titel lud das Team des jetzt abgeschlossenen Modellprojekts Dock 14 zum Fachtag ein. In der Jugendbildungsstätte Tecklenburg kamen rund 80 Vertreter verschiedener Schulen, politische Vertreter von CDU, SPD und Grünen, Trägern der Jugendsozialarbeit, des Jobcenters und der Agentur für Arbeit zusammen. Sie alle eint das Ziel, jungen Menschen einen guten Weg durch die Schule und später in die Berufswelt zu ermöglichen.
Sozialdezernent Tilman Fuchs in seinem Grußwort„Wege verlaufen nicht immer geradeaus, es gibt Baustellen
und manchmal braucht es Umwege, um das Ziel zu erreichen.“
Wie diese „Umwege“ konkret aussehen, stellten die Mitarbeiter dreier Projekte zur Unterstützung der jungen Menschen vor.
Im „Dock 14“, einem einmaligen und rechtskreisübergreifenden Modellprojekt, arbeiten Akteure aus Schule, Jugendhilfe und Jobcenter vereint, um jungen Menschen möglichst wieder einen Zugang zu einem regelhaften Unterrichtsbesuch zu ermöglichen. „Aufsuchend, niedrigschwellig und hartnäckig“, beschreiben Gregor Mensing und Gertrud Hovestadt vom Team des „Dock 14“ ihre Arbeitsweise mit den jungen Menschen. „Es geht darum, sich vom jungen Menschen an die Hand nehmen zu lassen und so zu erfahren, was die Gründe für den ausbleibenden Schulbesuch sind.“ Diese sind sehr vielfältig, so zeigt die Erfahrung der letzten drei Jahre: Psychische Erkrankungen, Misserfolge oder Streitigkeiten in der Schule, Armut und andere Hemmnisse hinderten die jungen Menschen an einem regelmäßigen Schulbesuch. Durch eine intensive Begleitung und Unterstützung konnten für viele Jugendlichen Alternativen geschaffen werden oder es gelang den jungen Menschen, wieder zurück in den Unterricht zu finden. „Eine gute Beziehungsarbeit ist das Erfolgsrezept.“
Von einem weiteren Steinfurter Projekt für schulmüde Jugendliche, dem „Tri-X“ berichtet André Warnke: „Das Projekt verbindet in enger Verzahnung schulische Inhalte durch Lehrkräfte zweier kooperierender Schulen, werkpädagogische Elemente, sowie Beratung durch sozialpädagogische Fachkräfte.“
Nicole Moldenhauer und Axel Weghorst stellten das Projekt „Extraklasse“ in Lengerich vor, das vor allem durch kleinere Lerngruppen Schülerinnen und Schülern, die durch das regelhafte Schulsystem mit großen Klassengemeinschaften überfordert sind, eine Alternative bieten kann.
Wie wichtig eine gute Schullaufbahn auch für die Aufnahme eines Ausbildungsverhältnisses ist, zeigt ein Blick in die Statistiken. Gut fünf Prozent der Schüler*innen verlassen das Schulsystem im Kreis Steinfurt jährlich ohne einen Schulabschluss. Dies erschwert den Zugang zu einer Berufsausbildung und erhöht das Risiko, später in der Arbeitslosigkeit zu landen. Die Arbeitslosenquote bei Ausbildungslosen beträgt rund 21 Prozent.
Um dem wirksam begegnen zu können, braucht es passgenaue Angebote, um die Jugendlichen und Familien gut abholen zu können. Darüber waren sich auch alle Teilnehmenden in den anschließenden Workshops einig. Hier wurden weitere bestehende Angebote vorgestellt, Netzwerke gebildet, um Übergänge zwischen den Systemen möglichst reibungslos ablaufen zu lassen, und über neue Wege, die Adressaten zu erreichen, gesprochen. Nicola Holthues vom Jobcenter des Kreis Steinfurt stellte abschließend in einem Ausblick ein mögliches Folgeprojekt „Schule macht Beruf“ für den Kreis Steinfurt vor.
Das Fachtag-Team freut sich über das gemeinsam gesteckte Ziel: Im Netzwerk das Angebot für schulabstinente Kinder und Jugendliche zu verbessern.