Ambulantes Clearing
Ambulantes Clearing ist ein Kurzzeitangebot für Jugendämter bei Fallgestaltungen, die aufgrund ihrer Komplexität eine fachliche Einschätzung zur Entscheidung über eine passgenaue Hilfeform erschwert sind und gleichzeitig akuter Handlungs- bzw. Hilfebedarf besteht. Ambulantes Clearing kann somit sowohl im freiwilligen Bereich als auch im Zwangskontext installiert werden.
Im Wesentlichen unterscheiden sich zwei Arten der Fallgestaltung, für die das Ambulante Clearing in Frage kommt:
- Familien, die dem Jugendamt erstmalig bekannt werden und aufgrund ihrer Komplexität eine fachlich fundierte Einschätzung des konkreten Hilfebedarfs erschweren, da für diese zunächst eine eingehende Analyse des Familiensystems notwendig wäre. Hier kann das ambulante Clearing zeitnah aufgrund umfassender Diagnoseverfahren Hilfestellung bei der Klärung des Hilfebedarfs bieten.
- Familien, die schon seit längerem Kontakt mit dem Jugendamt haben und möglicherweise schon an verschiedenen Jugendhilfemaßnahmen teilgenommen haben, hier der erwartete Erfolg der Maßnahmen aber bisher ausgeblieben ist. Ambulantes Clearing kann hier bei der Suche nach hilfreichen und tragfähigen Lösungsmöglichkeiten bzw. entsprechenden Hilfeformen einen entscheidenen Beitrag leisten.
Vorteile des Ambulanten Clearings
Das Familiensystem kann zunächst in seinem bisherigen Gefüge verbleiben. Es werden keine invasiven Maßnahmen eingeleitet, bevor nicht geklärt ist, ob die Notwendigkeit dafür besteht oder ob nicht andere Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Interaktionsbeobachtungen können im natürlichen Umfeld der Familie gemacht werden und sind so viel eher geeignet, einen authentischen Einblick in die Familiensituation zu geben.
Entscheidungen über Herausnahmen von Kindern können mit den Eltern erarbeitet werden und können so für die Beteiligten weniger traumatisch umgesetzt werden.
Klare zeitliche Befristung auf ca. 12 Wochen.
Verlauf
- Auftragsklärung und Problem- bzw. Zieldefinition
- Diagnostikphase: Informationssammlung mithilfe diverser sozialpädagogisch-therapeutischer Diagnoseverfahren
- Klärung des erzieherischen Bedarfs
- Arbeiten an den Ressourcen und dem Problemlösungsrepertoire der Familie
- Erweiterung der familiären Kompetenzen
- Entwicklung konstruktiver Kommunikations- und Verhaltensformen
- Auswertung mit fachlicher Einschätzung und Empfehlung für den weiteren Verlauf
- Rückkopplung der Ergebnisse an die Familie und das Jugendamt
- Abschlussbericht ans Jugendamt und Beendigung des Clearings
- ggf. Überleitung in eine anschließende Hilfemaßnahme