Konzept der Jungengruppenarbeit als Soziales Fairnesstraining

Ausgangslage und Hintergrund

Viele Jungs im Grundschulalter haben enorme Probleme die Anpassungsleistungen zu erbringen, die im Grundschulalltag von ihnen verlangt werden: Zuhören, still sitzen, aufmerksam sein, hilfsbereit sein, leise sein, etc. Die enormen körperlichen Veränderungen (Hormonhaushalt, Wachstum, Gehirnentwicklung), die in den Körpern der Jungen toben, machen ihnen zu schaffen. Die Bewältigungsmuster, die sie benötigen, sind in einer vorwiegend weiblich dominierten Alltagswelt wenig bis gar nicht vorhanden. Männliche Vorbilder, an denen sich die Kleinen reiben können, sind Mangelware. So erscheinen die Jungen auf der Verhaltensebene oftmals als rücksichtslose Rüpel, sind vorlaut, aggressiv und unbezähmbar. Aber es gibt auch Jungen, die ganz in sich gekehrt, wenig mitteilsam und in ihren eigenen Phantasien leben.

Ziele und Inhalte

Ein wichtiges Ziel im Rahmen der Jungengruppenarbeit ist es, dass sich die beteiligten Jungs etwas bewusster werden über ihr eigenes Selbst, d.h. die Stärkung des Selbstbewusstseins ist ein vorrangiges Ziel dieser sozialen Gruppenarbeit.

Weitere Ziele sind:

  • Unterstützung bei der männlichen Identitätsentwicklung
  • Anerkennung von Regeln und Grenzen
  • Konstruktiver Umgang mit Aggression
  • Förderung der sozialen Kompetenz

Bei den wöchentlichen Gruppenstunden legen wir sehr viel Wert auf einen klaren Rahmen und feste Strukturen, in denen sich die Jungen bewegen können. Jungen wollen sehr genau wissen: Wer ist der Chef? Wie heißen die Regeln? Und werden diese Regeln auch eingehalten? Deshalb spielen in den vielfältigen Übungen und Spielen die Regeln eine wichtige Rolle. In diesem ganzen Prozess stellt sich für die Jungs immer wieder die Frage nach dem „Inneren Schiedsrichter“. In den Reflexionen geht es immer wieder um die Frage: „War ich fair – habe ich fair gekämpft?“ Wie haben mich die anderen erlebt? So kommen die Jungs miteinander ins Gespräch, über Selbst- und Fremdeinschätzung erfahren sie bedeutsame Dinge über sich.
Da die Jungen sehr viel Temperament, Lebendigkeit und Kraft mitbringen, ist es ein Ziel dieser Arbeit, diese Energien bewusst zu machen und in konstruktive Bahnen zu lenken. Bei den praktischen Übungen, Spielen und Ritualen, ist es möglich, dass sich die Jungen ihrer eigenen „Themen“ bewusst werden – und das womöglich zum ersten Mal in ihrem Leben. Dies wird besonders anschaulich bei den „Kampfesspielen“. Die Jungen erleben und erfahren hier hautnah den Kontakt mit sich und mit anderen. Sie erfahren den fairen und respektvollen Umgang untereinander.

Andere Themen sind:

  • Wie erlebe ich Sieg und Niederlage?
  • Kann ich überhaupt verlieren?
  • Muss ich immer gewinnen?
  • Kämpfe ich fair – halte ich mich an die Regeln?
  • Wie viel Kraft setze ich ein?
  • Muss ich immer 100% meiner Energie einsetzen?
  • Respektiere ich meinen Gegner – meinen Kampfpartner?
  • Die Kategorie des „Inneren Schiedsrichters“
  • Die drei Stufen der Konsequenzen

Zum Ablauf der Gruppenstunden

  1. Ein kleines Ritual zum Ankommen, zur Einstimmung und Konzentration
  2. Rundgespräch: Wie geht es mir? Was habe ich in der letzten Woche erlebt?
  3. Bewegungsspiele zum Warmwerden
  4. Interaktionsspiele zur Schulung von Achtsamkeit, Konzentration und Reaktionsfähigkeit
  5. Kampfesspiele – zum konstruktiven Umgang mit Aggression
  6. Abschlussrunde: Wie hat mir das Treffen gefallen? War ich fair? Auf was möchte ich nächste Woche achten? Was nehme ich mir vor?

Rahmenbedingungen

Die Jungengruppe trifft sich einmal wöchentlich zur Gruppenarbeit (90 Min.) In der Regel finden die Gruppenstunden in der Turnhalle statt. Die Gruppengröße beträgt 6 Jungen, die verbindlich und regelmäßig teilnehmen. Die Jungengruppe wird von zwei erfahrenen Jungenarbeitern geleitet.


Zukunft gelingt gemeinsam