Systemische Familientherapie

„System“, das ist ein Begriff, der in unserem Alltag ständig vorkommt und mit dem jeder zu tun hat. Wir kennen Ökosysteme, politische Systeme, soziale Systeme und auch das Herz-Kreislaufsystem des Menschen, um nur einige zu nennen. Obwohl sie sehr verschieden sind, haben sie doch etwas gemeinsames. In jedem System ist alles miteinander verbunden und hängt voneinander ab. Nun geht es in der systemischen Theorie hauptsächlich um „soziale Systeme“, wie z. Bsp. Familien oder Wohngemeinschaften. Auch diese sind durch ihre Mitglieder und deren Beziehungen miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Man kann sich das wie bei einem Mobile vorstellen, bei dem die einzelnen Teile auch direkt oder indirekt miteinander verbunden sind. Im Idealzustand hängt das Mobile frei im Raum, ist im Gleichgewicht und schwingt um sein Zentrum. Schneidet man nun z. Bsp. ein Teil des Mobiles ab, so gleichen die übrigen Teile die Störung aus, um wieder Stabilität zu bekommen, auch wenn es nun eine Schieflage gibt.

In sozialen Systemen ist das ähnlich, nur das die Teile dort wir Menschen sind. Die Mitglieder bemerken sehr schnell , wenn ihr System in Unordnung gerät und versuchen über Ausgleichsbewegungen die Störung zu beheben. Wenn das System in diesem Zustand ist, geht es einzelnen Mitgliedern meist nicht gut und die Ausgleichbewegungen, die doch helfen sollen, bringen oft eigenen Schaden.

Es ist also wichtig, dass komplette System zu sehen und daher sollte die gesamte „Familie“ an der Therapiesitzung teilnehmen, da jedes Mitglied für das Ganze wichtig ist.

Manchmal ist ein Mitglied der Familie durch sein Verhalten auffällig und „Stört“ die anderen damit auf. Die systemische Familientherapie sieht dies nicht als Störung, sondern als Versuch dieses einzelnen, belastende Probleme zu bewältigen. Bei der Lösung dieser Probleme, kann die Familie eine wichtige Rolle spielen. So kann es z. Bsp. einem aggressiven Kind helfen, wenn die Konflikte in der Familie offen und nicht verdeckt ausgetragen werden. Es ist wie bei dem Mobile: Veränderungen im ganzen System können jeden Einzelnen beeinflussen und Bewegungen eines Einzelnen, können das ganze System verändern.

Wann kann nun Familientherapie eine gute Hilfe sein?

  • Wenn es kaum noch gemeinsame Gespräche gibt
  • Wenn schon kleinste Meinungsverschiedenheiten zu massiven Konflikten führen
  • Wenn unter Geschwistern Konkurrenz, Rivalität und Aggressionen herrschen
  • Wenn ein Familienmitglied Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Störungen zeigt
  • Wenn es häufig Streit, Beschuldigungen und gegenseitige Vorwürfe gibt
  • Wenn äußere Veränderungen ( Krankheit, Behinderung, Arbeitslosigkeit, Umzug, getrennt lebende Eltern etc. ) die Familie belasten.

Die systemische Familientherapie beginnt mit einem ersten Kontakt und Gespräch, über die Anliegen, Wünsche und Ziele der einzelnen Familienmitglieder, wobei auch wichtig ist, was auf keinen Fall während der Therapiestunden passieren sollte. Am Anfang wird auch geklärt, wie oft die gemeinsamen Zusammenkünfte stattfinden sollen und wer daran teil nimmt. In der Regel kommt die ganze Familie zur Therapie und bei Alleinerziehenden eventuell nur ein Elternteil mit Kindern. Manchmal macht es Sinn noch andere, wichtige Personen wie Lebenspartner oder Großeltern mit dabei zu haben. Wenn es die Situation erfordert, kann Familientherapie auch mit einzelnen Familienmitgliedern stattfinden.


Zukunft gelingt gemeinsam